Am 25. Juni 2025 verwandelte sich der idyllische Innenhof der Stadtbücherei Hof in einen Ort lebendiger Erinnerungskultur: Gemeinsam mit dem Kreisvorstand der GEW sowie der VVN-BdA organisierte das Bündnis „Hof ist bunt“ eine bewegende Lesung mit der Nürnberger Autorin Gabi Müller-Ballin.
Literatur trifft Zeitgeschichte
Trotz hochsommerlicher Temperaturen und zahlreicher Konzertangebote in der Region fanden sich knapp 20 interessierte Gäste ein. Gabi Müller-Ballin las aus ihrem aktuellen Werk: „Andreas, Lubov und Jacques – vergessene Fremdarbeiterkinder in Nürnberg des Zweiten Weltkriegs“.
Die Geschichte dreier Kinder, die unter Zwangsbedingungen nach Deutschland kamen und später in der kollektiven Erinnerung kaum Beachtung fanden, berührte das Publikum tief. Die Autorin erklärte: „Ich wollte wenigstens diesen Kindern ihre Identität zurückgeben und ihre Geschichte erzählen. Jeder einzelne Mensch zählt.“
Persönliche Begegnung mit Geschichte
Nach der Lesung entwickelte sich ein intensives Gespräch mit dem Publikum. Die Gäste waren beeindruckt von der Einfühlsamkeit und historischen Tiefe, mit der Müller-Ballin den Lebenswegen dieser Kinder nachspürte.
Begrüßt wurde die Autorin von Katharina Burkhardt (Stadtbücherei Hof) sowie Kenan Canbay, dem Vorsitzenden des Fördervereins und Mitglied bei „Hof ist bunt“.
Als Zeichen des Dankes überreichte Eva Petermann (VVN-BdA, ebenfalls Mitglied bei „Hof ist bunt“) der Autorin die 2024 erschienene DGB-Broschüre: „Wir dachten nicht, dass die Nazis so gefährlich sind“ – ein eindrucksvolles Dokument über den NS-Terror gegen Gewerkschaften rund um das Jahr 1933.
Einblicke in bewegte Biografien
Die Veranstaltung hat nicht nur informiert, sondern auch berührt. Sie war ein weiterer wichtiger Beitrag zur Erinnerungskultur in Hof. Im Gespräch kam zur Sprache, dass es auch in Hof Zwangsarbeit gab. Auch in Hof finden sich die Gräber verschleppter Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen; dazwischen das kleine Grab eines früh gestorbenen Kindes. Das Kapitel Zwangsarbeit, nicht zuletzt übrigens von Entschädigung der Betroffenen, ist auch hier noch nicht zu Ende aufgearbeitet.
📷 Foto der Lesung stammt von Randolph Oechslein.
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